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Bar­te­ring — Mög­lich­kei­ten und Grenzen des Tauschhandels

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

Mai 2022 

“Bar­te­ring” — geläu­fi­ger als Tausch­han­del bekannt — bezeich­net unter­schied­li­che Formen geld­lo­ser Ver­rech­nungs­sys­te­me bzw. kom­ple­men­tä­rer Zah­lungs­sys­te­me, bei denen beide Partner jeweils die Leistung des anderen Partners nutzen können. Der Ein­satz­be­reich von Bar­te­ring in der Geschäfts­welt ist daher durchaus selektiv, da im Rahmen typi­scher Geschäfts­trans­ak­tio­nen Geld gegen Leistung fließt und somit Vor­aus­set­zun­gen für Bar­te­ring gerade nicht gegeben sind. Ande­rer­seits kann gerade in bei­spiels­wei­se durch einen Krieg her­vor­ge­ru­fe­nen Kri­sen­zei­ten der Tausch­han­del an Bedeu­tung gewinnen bzw. dann, wenn offi­zi­el­le Zah­lungs­mit­tel ihrer Funktion nicht gerecht werden. Auf der anderen Seite ent­wi­ckeln sich in solch tur­bu­len­ten Zeiten oftmals inof­fi­zi­el­le Zah­lungs­mit­tel, welche die Funktion des Geldes über­neh­men und somit mögliche Vorteile des Bar­te­rings nicht zur Geltung kommen lassen.

Bar­te­ring schont die Liqui­di­tät der Teilnehmer

Bar­te­ring bietet als großen Vorteil vor allem die Schonung der Liqui­di­tät der Teil­neh­mer. Dies umso mehr, da gerade in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zeiten sich die Liqui­di­täts­si­tua­ti­on der Unter­neh­men regel­mä­ßig anspannt. Die positive Liqui­di­täts­wir­kung durch Bar­te­ring (und die Ver­bes­se­rung des Liqui­di­täts­sal­dos) zeigt sich gerade dann, wenn Leis­tun­gen aus­ge­tauscht werden, für welche nicht voll­stän­dig liqui­di­täts­wirk­sa­me Vor­leis­tun­gen (z.B. Material, aber auch Arbeits­zeit­kon­ten der Mit­ar­bei­ter) erbracht werden. Im Gegen­satz dazu wäre ein (ganz normaler) Ein­kaufs­vor­gang komplett liqui­di­täts­wirk­sam und in Zeiten ange­spann­ter Liqui­di­täts­la­ge nach­tei­lig. Die Liqui­di­täts­la­ge ver­bes­sert sich sogar noch stärker, wenn im Rahmen des Bar­te­rings Produkte ange­bo­ten werden, die kurz­fris­tig nicht ersetzt werden müssen. Eine voll­kom­men liqui­di­täts­neu­tra­le Beschaf­fung ist dann denkbar, wenn Güter ange­bo­ten werden, die ohnehin vor­han­den sind und kurz­fris­tig nicht ersetzt werden müssen. Bar­te­ring kann auch gegen­über (poten­ti­el­len) Kunden Vorteile bieten. Wenn etwa bei Kunden Liqui­di­täts­pro­ble­me bestehen, können durch liqui­di­täts­scho­nen­de Trans­ak­ti­ons­mög­lich­kei­ten wie Bar­te­ring neue Kunden gewonnen werden, welche im Ide­al­fall auch nach Nor­ma­li­sie­rung der eigenen wirt­schaft­li­chen Lage die Geschäfts­be­zie­hung auf­recht­erhal­ten. Somit bietet das Instru­ment des Tausch­han­dels die Mög­lich­keit, in rück­läu­fi­gen Märkten neue Kunden gewinnen zu können, ohne erheb­li­che Zuge­ständ­nis­se bei Preisen und Leis­tun­gen eingehen zu müssen.

Kos­ten­struk­tur und Aus­ge­stal­tung der (eigenen) Leistung ent­schei­den über den Erfolg

Für einen erfolg­rei­chen Einsatz von Bar­te­ring muss berück­sich­tigt werden, dass nicht alle Leis­tun­gen bzw. Produkte glei­cher­ma­ßen gut für diese Trans­ak­ti­ons­form geeignet sind. Wichtige Aspekte spielen dabei die Kos­ten­struk­tur und die Aus­ge­stal­tung der Leis­tun­gen. Bei der Analyse der Kos­ten­struk­tur gilt zu beachten, dass Bar­te­ring ergeb­nis­neu­tral ist — unter der Annahme, dass beide Tausch­part­ner die üblichen Markt­prei­se ver­ein­ba­ren und ähnliche Gewinn­span­nen ange­setzt haben. Da die Schonung der Liqui­di­tät im Vor­der­grund steht, nehmen die Vorteile von Bar­te­ring zu, wenn sich die nicht aus­ga­ben­wirk­sa­men (und somit den Cash-Flow des Unter­neh­mens nicht belas­ten­den) Kosten erhöhen. Die Kos­ten­struk­tur und die grund­sätz­lich mög­li­chen Vorteile sind auch von der Branche und vom Geschäfts­mo­dell abhängig. Die Attrak­ti­vi­tät der eigenen Leistung ist auch beim Bar­te­ring eine wichtige Vor­aus­set­zung für den Erfolg. Da es beim Tausch­han­del essen­zi­ell ist, einen Partner zu finden, sind zwei Aspekte typi­scher­wei­se hilf­reich. Erstens erhöht sich die Wahr­schein­lich­keit der Geschäfts­part­ner­fin­dung, wenn die eigene Leistung für einen mög­lichst großen Kreis von Inter­es­sen­ten attrak­tiv ist. Zweitens sollte sich die Leistung in Ein­hei­ten auf­tei­len lassen, damit beim Aus­tausch­pro­zess mög­lichst die gleichen Werte gefunden werden können. Dies nicht zuletzt deshalb, da bei einem Tausch­han­del im Regel­fall der Wert der hin­ge­ge­be­nen Leistung jenem der emp­fan­ge­nen entspricht.

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